Geschichte der Schule

Eine Rekapitulation und Fortschreibung der Festschriften zum 60. und 75. Jahrestag...

Die Gründung der Schule

Es war im Winter 1923/24, als Major a.D. Ottmar von Poschinger-Camphausen und der evangelische Pfarrer Wilhelm Geyer beschlossen, in Murnau eine höhere Schule zu gründen.

Nachdem die Kinder der „Staffelsee-Oberschicht“ bis dahin mehr oder weniger erfolglos privat unterrichtet worden waren, wurde Mitte der 1920er Jahre in immer mehr Familien der Wunsch nach einer geregelten Schulausbildung bis zur Mittleren Reife laut.
Dafür stand anfangs nur eine Lehrerin, Fräulein Teichmann, zur Verfügung. Da aber das Ziel einer anerkannten Abschlussprüfung nach sechs Jahren „höherer Schulbildung“ nur erreicht werden konnte, wenn alle vorgeschriebenen Pflichtfächer unterrichtet wurden, brauchte man weitere Lehrkräfte und – um die entsprechend höheren Kosten zu tragen – eine breitere Unterstützung durch die Murnauer Bevölkerung. Dies schien möglich, da in der Nachinflationszeit nicht nur die Internatskosten, sondern auch die Fahrtkosten für die Fahrschüler nach Polling (für die Mädchen) bzw. nach Garmisch oder Weilheim (für die Jungen) zu einer zunehmenden Belastung wurden.

So begann am 04.05.1924 mit nur neun Kindern der „schulisch organisierte Privatunterricht“, getragen von dem am 28.01.1924 gegründeten Evangelischen Schulverein, wobei von Beginn auch katholische Kinder aufgenommen wurden.
Für die Schulaufsicht war es noch nichts weiter als ein „Launenprodukt einiger Eltern.“

Abb.: Die beiden Schulgründer
Abb. Erste Seite der Gründungsurkunde des evang. Schulvereins

Die ersten Jahre

Die neu gegründete „Evangelische Private Höhere Mädchenschule des Evangelischen Schulvereins e.V.“ bezog zu Beginn des neuen Schuljahres nach Ostern 1924 zwei Räume in einem Nebengebäude des Schlosses Neuegling, einem Teil der ehemaligen Kutscherwohnung. Das Klassenzimmer bestand aus einem großen Tisch mit umstehenden Korbstühlen. Es gab eine Tafel, einen Globus, einige Landkarten, ein Pflanzenbestimmungsbuch, Tintenfässer; mehr Mobiliar und Lehrmittel waren vorerst nicht vorhanden. Die staatlich zugelassenen Schulbücher mussten die Schüler selbst kaufen.

Die neue Schule wurde staatlich genehmigt und stand von Anfang an unter staatlicher Aufsicht. Die Zusammenlegung von Klassen war unumgänglich: Man begann mit einer I. Klasse für die Kinder der Jahrgänge 1913/14 und einer III. Klasse für die älteren Kinder der Jahrgänge 1910 bis 1912. Die weiblichen Lehrkräfte mussten oft fachfremd bis zu 30 Wochenstunden bei geringer Bezahlung unterrichten und mussten ihren Beruf aufgeben, sobald sie heirateten.

Im Winter 1924/25 zog die Schule wegen des weiten Schulweges nach Murnau in das Haus des Vikars Geyer in der Seidlstraße 4, wo zwei Räume im Erdgeschoss zu Klassenzimmern umgebaut worden waren. Im darauffolgenden Frühjahr kehrte man kurzzeitig nach Neuegling zurück, bis am 1. Dezember 1925 ein neu erbautes Doppelhaus (heute Jahnweg 4+6) bezogen werden konnte, welches dem Schulverein von Frau Dr. Loeb überlassen wurde..

Im Herbst 1925 traten erstmals finanzielle Schwierigkeiten auf, da einige Familien mit der Zahlung des Schulgeldes (20-25 Goldmark) im Rückstand waren. Nach der Versetzung von Pfarrer Geyer nach Solln, übernahm Pfarrer Gerhard Bauer die Leitung der Schule.

Abb. Schülerschaft und Kollegium 1925

Finanzielle Schwierigkeiten

Trotz der finanziellen Schwierigkeiten ließ man sich nicht entmutigen und strebte ab 1926 den Ausbau zum Lyzeum an. Mit Theateraufführungen und Konzerten – auch für die Sommergäste der Staffelseeregion – versuchte man, das immer größer werdende Haushaltsloch zu stopfen. Das ständige Lavieren am Rande des finanziellen Ruins beschleunigte schließlich den Entschluss, die Schule in eine paritätische Anstalt umzuwandeln, was am 07. März 1927 besiegelt wurde. Von nun an wurden die Lehrer abwechselnd nach katholischer und evangelischer Konfession eingestellt. Die erste katholische Lehrerin war die spätere Schulleiterin Hanna Sandkühler. Die Schule wurde in „Private Höhere Mädchenschule des Schulvereins Murnau e.V.“ umbenannt. Eine erneute Umbenennung erfolgte 1933, nachdem die Schule zum Lyzeum erhoben worden war: Privates Mädchenlyzeum des Schulvereins Murnau.

Trotz schriftlicher Bitten der Eltern wurde ab Ostern 1928 die zunächst von der Schulbehörde erteilte Erlaubnis, auch Knaben aufzunehmen, wieder zurückgezogen. Dies und der Abgang von Schülerinnen nach der Mittleren Reife verschärfte die finanzielle Situation, so dass sich der Vorstand des Schulvereins im Oktober 1928 mit der Bitte um Unterstützung an die Marktgemeinde wandte. Vorerst wurde der Schule ein einmaliger Zuschuss von 1500 Mark gewährt, verbunden mit der Auflage, Freiplätze für Schüler zur Verfügung zu stellen. Auch Dr. Loeb leistete wieder einen Beitrag.

Als sich nach 1929 die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise bemerkbar machten, wurde aus der finanziellen Krise eine Dauerkrise. Viele Eltern konnten das Schulgeld nicht mehr aufbringen, Pfarrer Bauer rief zu Spenden und Patenschaften auf und erwog sogar die Auflösung der Schule. Die Marktgemeinde hingegen wollte die Schule um jeden Preis erhalten und unterstützte sie mit monatlich 200 Mark, wobei der gemeindliche Zuschuss auch dazu dienen sollte, das Schulgeld zu senken, um mehr Anmeldungen zu erhalten. Doch die Lage blieb prekär.

Abb. Theateraufführung für die Sommergäste
Abb. Schüler 1926/27

Schule in Zeiten des Nationalsozialismus

Da aus der Zeit vor 1946 keine Schulakten erhalten sind, kann auch die weitere Entwicklung nur in Umrissen nachgezeichnet werden. Die Protokolle der Kuratoriumssitzungen verschweigen den Machtwechsel. Bauer wurde im Mai 1936 nach Nürnberg versetzt, die Schulleitung übernahm Gerda Deye, die bereits als Lehrerin an der Schule tätig war. Sie griff die Idee auf, ein Landerziehungsheim bzw. Mädcheninternat zu gründen, während der Schulverein gleichzeitig die Übernahme der Schule durch die Marktgemeinde betrieb. Mit der allgemeinen Umwandlung der höheren Schulen in Oberschulen wurde ab Ostern 1938 auch die Aufnahme von Jungen offiziell möglich. Deyes Plan, in der gemeindeeigenen Seidlvilla ein Mädcheninternat einzurichten, scheitert am neuen nationalsozialistischen Bürgermeister. Deye versucht noch mit einigen Kuratoriumsmitgliedern die Verstaatlichung der Schule als „Frauenschule“ zu erreichen, wird aber abgelöst und ein neuer Schulleiter vom Bürgermeister am Kuratorium vorbei eingesetzt. Dieser trat sein Amt jedoch nie an. Gerda Deye verlässt schließlich die Schule, die Leitung übernimmt ihre bisherige Stellvertreterin Hanna Sandkühler.

Durch die Aufnahme von Jungen stieg die Schülerzahl auf 92 und die bisherigen Räumlichkeiten reichten nicht mehr aus, so dass 1938 ein weiterer Umzug notwendig wurde: in das ehemalige zweite Murnauer Krankenhaus in der Seidlstraße. Dort sollte die Schule viele Jahre bleiben, bis sie im Herbst 1967 in den Neubau an der Sollerstraße umzog. 1938 wird der Schulverein in den „Schulverein der Marktgemeinde Murnau“ umgewandelt, 1943 geht die Schule endgültig in die Trägerschaft der Gemeinde über und der Schulverein wird am 01. März 1943 aufgelöst. Zu diesem Zeitpunkt war Dr. Ingeborg Haeckel, die seit 1939 als Naturwissenschaftlerin an der Schule unterrichtete, bereits seit drei Jahren die neue Schulleiterin. Sie bleibt es bis zu ihrer Pensionierung 1966.

Durch die zunehmende Bedrohung und Zerstörung der Großstädte durch Luftangriffe kamen in den letzten Kriegsjahren immer mehr evakuierte Kinder in die „Landschule“ Murnau, wodurch sich die Schülerschaft und auch das Schulklima veränderten. Mit dem Einmarsch der Amerikaner am 27.04.1945 endete auch der provisorische Unterricht. Am 03.12.1945 wurde die Schule mit Genehmigung der Militärregierung als eine der ersten in Bayern dann wieder geöffnet. Allerdings blieb es noch jahrelang beim Schichtunterricht und es mussten auch Ausweichräume in der Nachbarschaft (z.B. im Gasthof Beinhofer) mitbenutzt werden.

Abb. Schule in Trägerschaft der Marktgemeinde
Abb. Schulleiterin Dr. Ingeborg Haeckel

Neubeginn: Von der Gründung des Fördervereins bis zum Neubau Sollerstraße

Die Nachkriegszeit begann mit neuen finanziellen Sorgen, denn die amerikanische Militärregierung verlangte im Rahmen ihrer Demokratisierungsbestrebungen die völlige Abschaffung des Schulgeldes, was zunächst nicht durch höhere staatliche Zuschüsse ausgeglichen werden konnte. Zu Beginn des Schuljahres 1950/51, als das Defizit bereits 50.000 DM betrug, musste Bürgermeister Brandl daher den Eltern in einer außerordentlichen Versammlung mitteilen, dass die Schule nur weitergeführt werden könne, wenn sie sich freiwillig bereit erklärten, auch nach Einführung der Schulgeldfreiheit in Bayern (01.09.1951) eine „Schulspende“ in etwa doppelter Höhe des bisherigen Schulgeldes (sozial gestaffelt) zu leisten, zumal ohnehin 58 % der Schüler auswärtige Schüler seien.

Erst allmählich stabilisierte sich die finanzielle Situation. In der nun einsetzenden Aufbauphase des Wirtschaftswunders entstand jedoch die Idee, die Leistungen der Eltern in anderer Form, nämlich in Form eines Fördervereins, zu erhalten, wobei die Eltern gleichzeitig ein Mitspracherecht bei der Verwendung der gespendeten Gelder erhielten.

Die erste große Aufgabe des Fördervereins war die bauliche Bereitstellung von Fachräumen durch einen Anbau an das alte Schulgebäude (1955) und damit die Erfüllung einer wichtigen Vorbedingung der vom Staat geforderten räumlichen Ausstattung für die lang ersehnte Verstaatlichung der Schule. So sahen die vertraglichen Vereinbarungen zwischen dem Freistaat Bayern und dem Markt Murnau aus dem Jahre 1958 vor, dass der damals bereits bestehende Neubau bis zum 1.9.1960 weiter aufgestockt und parallel dazu bis zum 1.9.1962 ein weiterer zusätzlicher Trakt fertiggestellt werden sollte. Nachdem dies durch Spenden gesichert war, wurde die Oberrealschule zum 01.10.1958 offiziell staatlich.

Das nächste große Ziel war der Ausbau zur „9-klassigen Vollanstalt mit Abitur“. Angesichts der steigenden Schülerzahlen bedeutete dies aber auch eine Verlegung der Schule, da das Gelände an der Seidlstraße für weitere Ausbauten nicht geeignet war. So begann eine fast zehnjährige Phase der Planung, erneuter Finanzierungsprobleme und schließlich der Bau eines Gymnasiums mit Turnhalle und angrenzendem Sportplatz an der Sollerstraße – dem heutigen Standort der Mittelschule – nach einem Entwurf des Architekturbüros Reutter. Die Bauarbeiten begannen im Spätherbst 1958. Die Gesamtkosten für Bau und Grundstück beliefen sich auf 5.890.000 DM, wovon 1.231.800 DM durch Zuschüsse des Landes, der Bundeswehr und des Fördervereins gedeckt wurden.

Noch vor dem Einzug in das neue Gebäude wurde am 12. April 1967 – kurz nach der Pensionierung von Dr. Haeckel und unter Schulleiter Otto Ohler – der Ausbau zu einem vollwertigen Gymnasium mit Kollegstufe genehmigt.

1970 wurde am Gymnasium Murnau erstmals das Abitur abgelegt. In diesem Jahr ging auch ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: die Angliederung eines neusprachlichen Zweiges. Mit den wilden sechziger Jahren änderte sich allerdings auch manches im Verständnis von Autorität und Pädagogik. So waren für manche Jahrgänge selbst die Abiturfeiern ein Zeichen von abzulehnender Autorität und tabu.
Das Schuljahr 1974/75 wurde überschattet vom plötzlichen Tod des Schulleiters Otto Ohler, der kurz vor seiner geplanten Pensionierung mitten im Unterricht an einem Schlaganfall verstarb. Sein Stellvertreter Franz Huber führte die Geschäfte bis zum Ende des Schuljahres weiter, bis im darauffolgenden Schuljahr Dr. Walter Jahn die Schulleitung übernahm.
In Jahns Amtszeit, in der nach den wilden 60er Jahren auch an den Schulen wieder Ruhe einkehrte, erhielt das Murnauer Gymnasium den Namen „Staffelsee-Gymnasium Murnau“. Nach anfänglichen Überlegungen, den Namen eines Künstlers oder einer anderen prominenten Person zu wählen, einigte man sich auf die geografische Bezugnahme auf den Staffelsee, sah man doch in diesem regionalen Namen einen eindeutigen und unmissverständlich zu interpretierenden Bezug zur „regionalen Gegenwarts- und Zukunftsaufgabe unserer Schule sowie eine „kulturgeschichtliche Brücke in die Vergangenheit unseres ganzen Einzugsgebietes“ (Dr. Jahn, Jahresbericht 1975).

1976 wurde der aus Mitteln des Fördervereins ermöglichte Ausbau des Kollegstufentraktes abgeschlossen. Als begeisterter Geograph legte Jahn auch großen Wert auf pädagogisch wertvolle Studienfahrten, die in den 70er Jahren regelmäßig in die benachbarten Bundesländer und bis nach Frankreich und England (London) führten. Ihm ist es auch zu verdanken, dass die Schule ab dem Schuljahr 1983/84 zwölf Jahre lang Sonderlehrgänge für deutschstämmige Aussiedler zur Erlangung der besonderen Hochschulreife durchführen durfte.

Abb. Kollegium anfangs der 1950er
Abb. Anbau Seidlstraße 1955
Abb. Neubau in der Sollerstraße nach Fertigstellung 1967
Abb. Otto Ohler
Abb. Dr. Walter Jahn

Die Zeit in der Sollerstraße

Im September 1984 trat Georg Gosse die Nachfolge von Dr. Walter Jahn als Schulleiter an. Nachdem er selbst einige Zeit im Auslandsschuldienst verbracht hatte, lag ihm die internationale Öffnung der Schule besonders am Herzen: So wurde nicht nur der bereits zuvor begonnene Austausch mit Nordirland fortgesetzt und interessierten Schülern ein einjähriger Aufenthalt in den USA ermöglicht, sondern auch in den Jahren 1985 bis 1998 amerikanischen Gastschülern Kurzbesuche im Sinne von mehrtägigen Homestays in deutschen Familien vermittelt. Im Jahr 1988, zwei Jahre vor seiner aus gesundheitlichen Gründen vorzeitigen Pensionierung, führte Gosse zudem nach den Schullandheimaufenthalten für die 5. Klassen auch die SMV-Tage ein, deren erster unter dem Motto „Eine Welt für alle“ stand.

Im Jahr 1990 übernahm der damals 39-jährige Gerhard Haberl, bis dahin Stellvertreter, das Amt des Schulleiters. Zu Haberls ersten großen Projekten gehörte im Sinne der Leseförderung, aber auch zur Steigerung der Attraktivität des Staffelseegymnasiums die sogenannte „Lesereise“ in Kooperation mit acht weiteren Gymnasien in Oberbayern und Schwaben (und ab 1993 auch mit drei Schulen in den neuen Bundesländern) – indirekt die Geburtsstunde der heute zur Tradition gewordenen jährlichen Dichterlesungen.

Den Auftakt machte der Schriftsteller und DDR-Dissident Reiner Kunze, aber auch in der Folgezeit konnten bedeutende Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur (u.a. Martin Walser, Michael Ende, Peter Härtling, Rafik Schami und Thomas Hürlimann) gewonnen werden. Die Lesungen fanden zunächst im Kurgästehaus statt, bevor mit der Aula des heutigen Gymnasiums ein idealer Veranstaltungsort gefunden wurde.

Ab 1990 wurde mit dem Vortrag des Politikwissenschaftlers, Publizisten und Politikers Prof. Dr. Hans Maier anlässlich des Festaktes zur Wiedervereinigung am 28.09.1990 die eigentlich bereits 1986/87 mit Anneliese Knoop-Graf, der Schwester des Widerstandskämpfers Willi Graf, begonnene, vorübergehend unterbrochene Vortragsreihe wieder aufgenommen. Es folgten in den nächsten Jahren zahlreiche weitere Vorträge und eine Podiumsdiskussion zu aktuellen Themen sowie aus den Bereichen Geographie und Geschichte.

Im März 1993 fand zudem eine Gedenkfeier für Christoph Probst statt, der 1919 in Murnau geboren wurde und wie Willi Graf Mitglied der Widerstandsbewegung „Die Weiße Rose“ war.

Die Öffnung der Schule nach außen zeigte sich aber nicht nur in Dichterlesungen, Gedenkfeiern und Vorträgen, sondern auch in der Einführung des „Info-Aktuell“, das bis heute als – allerdings digitaler – Newsletter die Schulgemeinschaft über alle Neuigkeiten, Aktivitäten und Projekte auf dem Laufenden hält.

In den 90er Jahren wurde auch das Angebot an Wahlfächern (u.a. Italienisch und Spanisch) ebenso erweitert und vertieft wie die Förderung musikalischer Aktivitäten und neuer Auslandskontakte. Im Schuljahr 1991/92 gründete Walter Köglmayr außerdem die bis heute allseits beliebte SGM-Jazz-Big-Band.

Im selben Jahr fand erstmals neben den SGM-Tagen ein Projekttag (Thema: Länder der Erde) statt, dem 1995 ein Projekttag zum 50. Jahrestag des Kriegsendes 1945 und 1999 ein Projekttag zum 75-jährigen Jubiläum des SGM rund um die 20er Jahre folgten.

Neu waren auch die ab 1992/93 eingeführten Studienfahrten für die Kollegstufe und ab dem Schuljahr 1991/92 die Schüleraustauschprogramme mit Fontainebleau und Brest, die über viele Jahre im Sinne einer festen Schulpartnerschaft Bestand hatten. Aufgrund der sehr großen Zahl interessierter Französischlernender wurde 1997/98 ein zusätzlicher Austausch mit Rennes eingerichtet. Im gleichen Jahr konnte dann auch erstmals ein Englandaustausch für Schülerinnen der 9. Jahrgangsstufe organisiert werden und auch die Teilnahme am Bundeswettbewerb Fremdsprachen war über viele Jahre sehr erfolgreich.

Auch im Bereich der EDV gab es Fortschritte. Dank einiger Sponsoren und des unermüdlichen Einsatzes von Gerhard Müller ist die Schule seit 1997 „am Netz“ und alle damals 13 Computer hatten Zugang zum Internet.
Eine weitere wesentliche Neuerung war die Einführung des bilingualen Geschichtsunterrichts, der nach vorbereitendem Konversationsunterricht in den Jahrgangsstufen 5/6 im Schuljahr 1998/99 erstmals in den 7. Klassen erteilt wurde.

Trotz all dieser großartigen Neuerungen kämpfte die Schule mit einem altbekannten Problem: der Raumnot angesichts steigender Schülerzahlen. So schreibt OStD Haberl in seinem Vorwort zum Jahresbericht 1991: „Schon in diesem Schuljahr platzte unsere Schule aus allen Nähten; ständig sich auf Wanderschaft befindende Klassen und Kurse waren ein äußeres Zeichen hierfür…“.
Da eine Erweiterung des Gebäudes in der Sollerstraße nicht möglich war, sollte das Gebäude mit dem der Max-Dingler-Hauptschule in der Weindorferstraße getauscht und erweitert werden. Am 14. November 1995 beschloss der Kreistag des Landkreises Garmisch-Partenkirchen offiziell diesen Tausch. Nach weiteren Komplikationen wurde 1996 ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, an dem sich 217 Architekten aus ganz Europa beteiligten. 35 wurden zugelassen und reichten bis Januar 1998 ihre Pläne und Modelle ein. Entsprechend der Empfehlung der Jury wurde dann das Architekturbüro Hiesinger, Schauer & Müller mit dem Bau beauftragt und das Gymnasium erhielt endlich eine angemessene räumliche Ausstattung, einschließlich einer großzügigen Aula und im Bereich der Außenanlagen einen Schulgarten mit Teich.

Abb. Georg Gosse
Abb. Gerhard Haberl
Abb. Der erste Lesebogen
Abb. Festakt zur Wiedervereinigung 1990
Abb. Bauarbeiten für das neue Schulgebäude in der Weindorferstraße

Angekommen: 1999-2019

Der Höhepunkt im Schuljahr 1998/99 waren die Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen, die noch in der Turnhalle des Schulgebäudes in der Sollerstraße begangen wurden. Zum Abschluss der Feierlichkeiten fand – damals noch im KTM – am 22.10. 1999 der erste Herbstball statt, der sich danach zu einer festen Tradition entwickelte.
Am 9. Mai 2000 konnte dann nach jahrelangem hartnäckigen Bemühen von Herrn Haberl endlich das Richtfest für den Erweiterungsbau gefeiert werden – und zwar im Rohbau der künftigen Aula, die das Herzstück der neuen Schulanalage werden sollte. Im September 2001 war es dann endlich soweit! Nach einem halben Jahr unter schwierigen Bedingungen im alten Schulgebäude, die aber das reiche kulturelle Leben (Big-Band, Theater, Dichterlesung) nicht wirklich beeinträchtigten, konnte der Unterrichtsbetrieb in der umgebauten ehemaligen Hauptschule aufgenommen werden. Und natürlich wurde auch die Schuleinweihung in der Woche vor den Allerheiligenferien 2001 gebührend gefeiert.

In unserer Aula, die sich in ihrer Ästhetik und den vielfältigen Bühnenmöglichkeiten wahrlich sehen lassen kann, konnten 800 Menschen dieses Ereignis feiern, auf das gute zehn Jahre hingefiebert worden war. Neben diesem architektonischen Schmuckstück verfügt das Staffelsee Gymnasium seither über diverse gut ausgestattete Fachräume: Musiksäle, Kunst- und Computerräume, etliche Säle für die Naturwissenschaften, einen eigenen Raum für das Fach Geographie sowie über einen Meditationsraum.

Das erste Jahrzehnt im neuen Schulgebäude war geprägt von Neuerungen im Bereich der Schulpolitik, welche die ganze bayerische Gymnasiallandschaft betrafen: die Ergebnisse der ersten PISA-Studie im Jahr 2000 waren niederschmetternd und sollten zunächst zur Implementierung eines neuen Lehrplans ab 2003 führen, der aber dann – für die ganze Schulfamilie überraschend – zum Lehrplan des G8 wurde, das im September 2004 eingeführt wurde. Diese Neuerung brachte nicht nur Herausforderungen für den Unterricht, sondern stellte wegen der notwendig gewordenen Mittagsversorgung für alle Klassen auch die Architekten vor eine neue Herausforderung, so dass der Neubau einer Mensa anvisiert wurde. Fast drei Schuljahre lang lebten wir mit einer provisorischen Lösung für die Ausgestaltung der Mittagspause mit Bierzeltgarnituren in der kleinen Pausenhalle, die täglich auf- und abgebaut werden mussten. Am 4. April 2007 konnte dann endlich die Mensa eingeweiht werden und zugleich die sanierte Dreifachturnhalle, die jetzt über eine Kletterwand und eine Bouldergrotte verfügt, der Sportfachschaft aber während des Umbaus großes Improvisationsgeschick abforderte.

Die neuen Herausforderungen durch das G8 gingen auch einher mit einer intensiven Diskussion des Fahrtenkonzepts, welches ab 2004 folgendermaßen modifiziert wurde: Die sechsten Klassen wählen zwischen Schullandheim und Skilager/Wintersportwoche, die neunten Klassen unternehmen eine Studienfahrt im Inland und für die K13 bzw. später Q 12 gibt es eine Abschlussfahrt. Neben den Fahrten für ganze Klassen gibt es zudem Austauschprogramme mit diversen Ländern: Frankreich, später Italien, Brasilien und USA.

Die bayernweit stark gestiegenen Übertrittsquoten führten am SGM schon im Schuljahr 2002/03 zu fünfzügigen Jahrgangsstufen, 2005/06 war die Schülerzahl nahe der 1000er Grenze und sollte sie schließlich auch kurzzeitig übersteigen.

Der Heterogenität der Schülerschaft wurde mit Programmen wie Individuelle Lernzeit/Flexjahr und Intensivierungsstunden begegnet; am SGM etablierte sich auch das Projekt „Clever gelernt“. Seit dem Schuljahr 2009/10 wird im Rahmen der offenen Ganztagsschule eine Nachmittagsbetreuung für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5-10 angeboten.

Ebendieses Schuljahr war wiederum für die ganze bayerischen Gymnasiallandschaft ein Umbruchsjahr, in dem die verschiedenen Systeme der Oberstufe des G8 und des G9 nebeneinander laufen mussten, wobei die neu eingeführten W- und P-Seminare eine besondere Herausforderung darstellten. 2011 wurden dann zwei Abiturjahrgänge innerhalb von vier Monaten geprüft und verabschiedet und ein Ende des „Herumexperimentieren[s] im Gymnasialbereich“ (Herr Haberl) sehnlichst erhofft.

Seit 2012 gibt es sogenannte Schulentwicklungsteams, die sich um eine ständige Weiterentwicklung des SGM (zunächst) in den folgenden Bereichen bemühen:  Medienkompetenz, Kommunikation und Erzieherische Zielsetzungen. Ein (neues) Schulleitbild wurde ausgearbeitet und in diesem Zusammenhang entstand dann auch erstmals die Idee der Umdeutung der Schulabkürzung in „Schule gemeinsam machen“.

All die Schwierigkeiten mit dem neuen Schulsystem konnten aber das außerunterrichtliche Engagement nicht bremsen und die vielen Möglichkeiten des neuen Schulgebäudes wurden seither fleißig genutzt. Die bestens ausgestattete Aula, die übrigens von einem Technikteam von verschiedenen Schülern und Schülerinnen bestens betreut wird, ist der perfekte Platz für zahlreiche Aufführungen von meist vier Theatergruppen und auch die Musik nutzt die Aula mit all ihren räumlichen Möglichkeiten für etliche Konzerte, die zum traditionellen Programm zählen, aber auch für außerordentliche und aufwändige Aufführungen von Musicals, die teilweise gar von den Lehrkräften selbst komponiert wurden.

Ebenso weder aus der Aula noch aus dem Schulleben wegzudenken sind die traditionellen Highlights der Fachschaft Deutsch, die Dichterlesung mit hochkarätigen Autoren und der Lyrikabend, der seit dem Schuljahr 2003/04 ebenfalls zum festen Repertoire gehört und offen ist für fremdsprachige Beiträge. Die Fachschaften Religionslehre nutzen die Aula bisweilen für Gottesdienste, für die der Mediationsraum zu klein wäre. Doch die Religionsfachschaft ist natürlich auch außerhalb unterwegs: mit ihren Exkursionen in die Synagoge und die Moschee, die jedes Jahr für die neunte bzw. siebente Jahrgangstufe veranstaltet werden, trägt dieses Fach nachhaltig auch zum interreligiösen Dialog bei.

Die Biologen konnten sich nach dem Umzug einen Schulgarten mit Teich einrichten, der stets von einer kleinen Gruppe aus der Schülerschaft liebevoll gepflegt wird. Außerdem wird seit dem Umzug auf dem neuen Gelände für jeden neuen Jahrgang mit den fünften Klassen ein Apfelbaum gepflanzt. Den Biologen sind das Leben und die Natur wichtig, deshalb wirken sie gemeinsam mit den Geographen besonders daran mit, dass das SGM schließlich 2012 als „Klimaneutrale Schule“ ausgezeichnet wird. Allerdings hat der Naturschutz am SGM auch bereits eine lange Tradition, gibt es doch schon seit Mitte der 1980er eine spezielle Umwelt-AG.

Und auch für die Fachschaft Physik war der Umzug ein großer Gewinn, konnte doch auf der Dachterrasse, um die sonst die Abiturienten beneidet werden, eine Sternwarte eingerichtet werden. Außerdem nehmen Schüler, die in Physik besonders begabt sind, jedes Jahr am Wettbewerb Jugend forscht“ teil, bei dem sie immer wieder auch Preise einheimsen.

Am 31. Juli 2015 ging dann tatsächlich eine Ära zu Ende: Herr Haberl wurde nach einem Vierteljahrhundert außerordentlichen Engagements für das Staffelsee Gymnasium mit einer entsprechend großen – zirkusreifen – Feier in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Das Schuljahr 2015/16 war dann das erste unter der Leitung von Herrn Holzmann, dem es zum Einstand wirklich zu gönnen war, ein gut eingespieltes und hochmotiviertes Team an Lehrkräften um sich zu haben.

Herrn Holzmann ist dann auch gelungen, die zwar lange gelebte, aber zunächst wieder in Vergessenheit geratene versteckte Botschaft hinter der Abkürzung SGM ins Bewusstsein zu rufen: Schule Gemeinsam Machen! wurde sein ultimatives Credo.

Unter diesem Motto steht seither ein Projekt, das über lange Jahre zu den fixen Programmpunkten im Schuljahr gehört, das Wintersportfest, zu dem die ganze Schulfamilie einen Tag lang nach Ehrwald fährt.

Fest etabliert wurden außerdem spätestens seit 2016 die drei Jahrgangsstufenprojekte: Die „Walchenseewoche“ für alle achten Klassen, das Betriebspraktikum für die neunten Klassen und ein Sozialpraktikum für die Schüler und Schülerinnen der zehnten Klassen.

Schon in Herrn Holzmanns zweitem Schuljahr ging das Experimentieren am bayerischen Gymnasium wieder an: im Frühjahr 2017 wurde endlich beschlossen, dass zum Schuljahr 2018/19 wieder das neunjährige Gymnasium eingeführt wird. Bis zum Schuljahr 2023/24 wird es gelten, zwei gymnasiale Modelle an einer Schule zu organisieren.

Eine wichtige Neuerung, die den Qualitätsanspruch des Gymnasiums zu sichern sucht, sind die Stärkung der politischen und digitalen Bildung sowie der Berufsorientierung.

Zu einem der absoluten Highlights in den letzten Jahren vor Corona gehören auf jeden Fall aber auch die 62. Theatertage der bayerischen Gymnasien, die 2018 an unserer Schule stattfanden und zu denen acht Theatergruppen aus verschiedenen Orten eine knappe Woche am SGM zu Gast waren und zahlreiche Menschen mit ihren Talenten und Fähigkeiten begeisterten.

Abb. Festakt zum 75. Jubiläum der Schule 1999
Abb. Modell des neuen Schulgebäudes
Abb. Baumaßnahmen am Neubau
Abb. Langsam erkennt man den Neubau…
Abb. Das Schulleitbild des SGM
Abb. Kollegium 2010/11
Abb. Zirkusreifer Abschied von Herrn Haberl
Abb. Josef Holzmann umgeben von den neuen 5.-Klässlern im Schuljahr 2015/16 (Bild: Murnauer Tagbl.)
Abb. Am Walchensee: LandArt Projekt 2016 (Foto: Kalb)
Abb. Vor den Theatertagen – Organisationsteam (Foto: Riesenhuber)

Schule in Zeiten von Corona

Wer hätte zu Beginn des Schuljahres 2019/20 zu ahnen vermocht, dass in den folgenden zwei Jahren unser gesamtes Leben wie auch alles, was Schule ausmacht, auf den Kopf, ja gar in Frage gestellt würde. Während wir so noch zu den Klängen des Herbstballs tanzten, beim Weihnachtskonzert musizierten, gemeinsam Schulentwicklung, aber auch zahllose Fahrten und Austausche, Musicals und Theateraufführungen planten, die wie in jedem Jahr das Schulleben bereichern sollten, breitete sich, von Asien ausgehend, unaufhaltsam das Virus Sars-Covid-19 aus und entwickelte sich zur weltweiten Pandemie. Und dann am 16. März 2020 änderte sich plötzlich alles: alle Schulen in Bayern wurden auf unbestimmte Zeit geschlossen. Sämtliche Schulveranstaltungen wurden gecancelt.

Es folgten zwei turbulente Jahre der Improvisation auch angesichts von tonnenweisen KMS zu Hygiene-, Quarantäne- und Maskenregelungen, zu Günstigerprüfungen, Testungen und Impfungen. Distanz- und Wechselunterricht alternierten mit allmählich länger werdenden Phasen des – abgesehen von Maskengebot und Testungen – „regulären“ Unterrichts.

Und auch jenseits der Institution Schule war durch den zeitweise kompletten „Lockdown“ mit seinen Ausgangssperren, dem Verbot öffentlicher Veranstaltungen, der Schließung von Geschäften (ausgenommen der zur täglichen Versorgung relevanten), Vereinen und Versammlungsorten nichts mehr, wie es vorher war. Dies zeigt sehr eindrücklich die folgende Passage aus Herrn Holzmanns Vorwort zum Jahresbericht 2019/20:

Im vergangenen Schuljahr hat sich die Welt verändert. Nicht nur wegen Corona. Konfrontation und Abschottung in der internationalen Politik, Rückzug ins Nationale und eng Nationalistische, Populismus, Vorfälle von Rassismus und Abkehr von Liberalität und Offenheit prägen den Zeitgeist. […]. Und dann kam das Coronavirus und hat in der Folge weltweit und für jeden einzelnen von uns zu dramatischen Veränderungen und Einschränkungen geführt. Auch Deutschland wurde „heruntergefahren“, unsere Schulen wurden ab dem 16. März 2020 geschlossen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist das Leben, wie wir es gewohnt waren, ein anderes. Seitdem ist auch Schule nicht mehr, was Schule bereichert und ausmacht: Ein gemeinsamer Lebensort für Schüler und Lehrkräfte, ein Ort des direkten Austausches und des Miteinanders, ein kultureller, sozialer und auch emotionaler Treffpunkt mit der oben genannten Grundorientierung und der gemeinsam erlebten Freude am Gestalten von Bildung und schulischen Arbeiten, ein Ort des Helfens und der Unterstützung.
Seit diesem 16. März kennzeichnen Absagen und Streichungen die Schulorganisation für das auslaufende Schuljahr: Keine Theateraufführungen mehr, keine Konzerte, keine schulischen Projekte, SMV-Engagement ausgebremst, keine Präventionsprojekte unserer Schulsozialarbeit und Schulberatung, Dichterlesung mit Franz Hohler abgesagt, Projektveranstaltungen der P- und W-Seminare abgesagt, Sport und Sportwettkämpfe gestrichen, keine Betriebspraktika der 9. Klassen, kein Sozialpraktikum der 10. Klassen, kein Schüleraustausch mit Frankreich und den USA, Exkursionen und Fahrten gestrichen, wichtige Fahrten der 6. Klassen ins Schullandheim, die Walchenseewoche der 8. Klassen, Studienfahrten der 9. und 11. Klassen storniert. Diese Liste der erzwungenen Ausfälle von wesentlichen, bereits organisierten und terminierten gemeinschaftsbildenden Veranstaltungen, die Schule und ein lebendiges Schulleben erst ausmachen, ließe sich fortführen.

Nach mehr als einem Monat der kompletten Schulschließungen begann dann ab dem 27. April 2020 der Präsenzunterricht für die Q-12 mit der entsprechenden Abiturvorbereitung. Ab Mitte Mai folgte der Präsenzunterricht für die Q11 und die Klassen 5 und 6 – wöchentlich abwechselnd in den Gruppen A und B. Die jeweils andere Gruppe blieb, wie auch die Mittelstufe, im Distanzunterricht und es galt für die Lehrkräfte, mit Videokonferenzen, Arbeitsaufträgen per Cloud, (selbstgedrehten) Erklärvideos und interaktiven Lernformen den Schülerinnen und Schülern gleichermaßen unterrichtliche Inhalte wie auch ein Gefühl von Normalität zu vermitteln. Ab dem 15. Juni gingen dann auch die übrigen Klassen bis zum Schuljahresende in den Wechselunterricht.  

Das folgende Schuljahr 2020/21 begann zunächst mit Schulunterricht vor Ort für alle gemeinsam, wenn auch mit Maskengebot und dem fast vollständigen Verzicht auf außerunterrichtliche Veranstaltungen. Doch als die Inzidenzwerte um die Weihnachtszeit anstiegen, wurden aus den um einige Tage vorgezogenen Weihnachtsferien erneute Schulschließungen. Erst nach rund zweieinhalb Monaten konnten zunächst die angehenden Abiturienten am 01.03.2021 in den Präsenzunterricht zurückkehren. Die anderen Klassenstufen gingen erst ab Ende April wieder in den Wechselunterricht, flankiert von zwei bis drei Selbsttestungen jede Woche. Gegen Ende des Schuljahres und mit Impfungen und Immunitätsnachweisen waren dann erste Projekte wieder möglich wie gemeinsame Projekttage, Walchensee dahoam, der Wandertag oder ein reduziertes Sommerfest.

Auch die Verabschiedung von Herrn Holzmann und zugleich der Dienstantritt von Tobias Schürmer fielen in diese turbulente Phase. Erstere fand im Februar 2021 vor einer kleinen Gruppe von Menschen in einem ansonsten völlig leeren Schulhaus statt, während der Großteil der Schulgemeinschaft der Veranstaltung per Zoom zugeschaltet war. Retrospektiv beschreibt Josef Holzmann das Ganze so:

Auch diese Verabschiedung eines Schulleiters in Zeiten von Corona war sehr speziell. Trotz der physischen Abwesenheit von Schülern, Lehrkräften und weiteren Personen der Schulfamilie war sie sehr liebevoll, ganz wunderbar inszeniert und durchgeführt (mit Hilfe von vielen Beteiligten). Auch mit Live-Musik in der Aula. Wohl insgesamt die schönste Zoom-Verabschiedung, die man sich nur vorstellen kann. Auch das war Corona.

Mit dem Schuljahr 2021/22 ging es ganz allmählich zurück in die Normalität, auch wenn gerade die Anfangszeit noch geprägt war durch Testungen und hohe Infektionszahlen in den Wintermonaten. Im Frühjahr 2022 war dann erstmals wieder Unterricht ohne Maske und schließlich auch das ganze Panoptikum der Schulveranstaltungen und außerunterrichtlichen Projekte möglich. Allerdings hatte die Pandemie deutliche Spuren hinterlassen, nicht zuletzt in Hinblick auf Leistungsdefizite und einen erhöhten Bedarf sozialpädagogischer und schulpsychologischer Interventionen. Und eines haben wir auf alle Fälle gelernt, nämlich wie wichtig Schule für das soziale Miteinander und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist und dass Videokonferenzen niemals ein wahrhaftiges Gespräch zu ersetzen vermögen. Zugleich natürlich brachte der Distanzunterricht einen deutlichen Digitalisierungsschub an die Schulen. Aus der Improvisation entstanden neue Organisationsformen und Kompetenzen.

Anlass auch für Herrn Schürmer nach dem Schulleiterwechsel im Krisenmodus zunächst das Thema Schulentwicklung anzugehen und diese durch Umstrukturierung der bestehenden (Pädagogik, Begabtenförderung, Gute gesunde Schule, Medienkompetenz) und Schaffung neuer Schulentwicklungsteams (Unterrichtsentwicklung, Personalentwicklung, Digitalisierung, Organisationsentwicklung) effizienter zu machen. Bereits im März 2022 fand hierfür ein zweitägiges Seminar für die Lehrkräfte in Kochel statt.

Während sich das Ende der Pandemie nun also deutlich abzeichnete, die schulische Normalität wieder einkehrte, wir den verpassten Herbstball als Frühlingsball nachfeierten und die schulischen Gemeinschaftsveranstaltungen (Konzerte, Theateraufführungen, Schulsportveranstaltungen, Sommerfest und Projekttage zum Thema Europa) allesamt, wie Herr Schürmer in seinem Vorwort zum Jahresbericht 2021/22 schrieb, nunmehr „doppelt und dreifach genossen“, legte sich mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine seit Februar 2022 erneut ein Schatten über Europa. An den Schulen galt es dabei, zeitnah die aus der Ukraine kommenden Flüchtlingskinder im Rahmen einer sogenannten „Pädagogischen Willkommensgruppe“ zu beschulen und ihnen nach den traumatischen Erlebnissen einen stabilen Alltag zu geben.

Abb. Josef Holzmann vor dem leeren Schulhaus: Schulschließung
Abb. LandArt Projekt des gleichnamigen P-Seminars 2020
Abb. Collage zum Thema Pandemie von Philipp Schellig
Abb. KMS über die Wiederaufnahme des Unterrichts für die Q12
Abb. Plakat zu den Hygienemaßnahmen
Abb. Persönliche Momente mit Urkunde nach der virtuellen Verabschiedung (links Landrat Anton Speer, Mitte Josef Holzmann, rechts stellv. Landrat Dr. Michael Rapp)
Abb. Ein Gläschen Sekt zum Abschied, mit Schülersprecherin Ophelie Jüptner
Abb. Schulleiterwechsel in turbulenten Zeiten OStD Tobias Schürmer
Abb. Organigramm Schulentwicklung ab 2022

Das SGM heute und morgen

Seit Herbst 2022 kehrte dann endgültig wieder die „Normalität“ in den Schulalltag ein – wobei natürlich auch diese letzten beiden Jahre geprägt waren von gleichermaßen systemischen wie schuleigenen Neuerungen, pädagogischen Schwerpunktsetzungen (u.a. Europa, Nachhaltigkeit, neue Medien) wie auch damit einhergehenden spezifischen Herausforderungen.

Beginnen wir mit den systemischen Neuerungen, die im Übergang vom G8 zum G9 angelegt sind: die Einführung der Wissenschaftswoche in der 11. Klasse und des neuen Kurssystems für die Oberstufe mit einem Profil- und Leistungsfach, die Einrichtung einer Auffangklasse für die letzten G8-Schülerinnen und Schüler. Dazu kommt die Einrichtung der Brückenklasse für die aus der Ukraine nach Deutschland geflohenen Kinder und Jugendlichen.

Daneben gab es eine ganze Reihe schulspezifischer Neuerungen im gleichermaßen unterrichtlichen wie außerunterrichtlichen Bereich wie in der Folge hier in groben Zügen dargestellt, lässt sich doch die gesamte Vielfalt der Aktionen, Projekte und Initiativen aller Fachschaften und Gremien, die das Schulleben tagtäglich bereichern, tatsächlich kaum in ein paar wenigen Zeilen abbilden.

  • Austausche und Fahrten: Zu den bestehenden Austauschen mit Denver/Colorado (USA) und Nocera Umbra/Perugia (Italien) kamen ein neuer Frankreich-Austausch mit La Réole und der Slowakei-Austausch mit Levoča. Bei den Fahrten ergänzt ein halbwöchiges Schullandheim das Programm zusätzlich zu Schullandheim/Wintersportwoche in der 6. Jgst., Walchenseewoche in der 8. Jgst., Städtefahrt nunmehr in der 10. Jgst. und Studienfahrt in der Kursphase.
  • Europa und Nachhaltigkeit: Seit 2022 ist das SGM zertifiziert als Botschafterschule des Europäischen Parlaments und akkreditiert als Erasmus+ Schule, ein europapolitisches Engagement, für welches wir 2022 mit der Europaurkunde (Schule für Europa in Bayern) von der Staatsministerin für Europaangelegenheiten, Melanie Huml, ausgezeichnet wurden. Parallel dazu wurde das SGM auch für seine Initiativen im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit als Umweltschule in Europa ausgezeichnet.
  • MINT: Ergänzend zu den 2022 eingeführten leistungsdifferenzierten Kursen in Mathematik zur Binnendifferenzierung wurde der Fokus gleichermaßen auf Steigerung des Interesses am Fach Mathematik (Lange Nacht der Mathematik, Matheolympiade) wie auch Begabtenförderung (Drehtürmodell, Kerschensteiner Kolleg) gelegt.
  • Sonstiges: Neu sind außerdem die fächerübergreifende Themenwoche für die Jgst. 5 und 10, lanciert durch das SET-Unterrichtsentwicklung, die durch das SET Gute gesunde Schule initiierte „bewegte Pause“ und der Schwimmunterricht für die Klassen 5-8. Zudem neu eingeführt wurden der Weihnachtsbazar, der Nachtflohmarkt – beides Projekte der SMV – sowie der Schulshop, der mit seinem Verkauf von Stiften, Blöcken und Hoodies mit SGM-Logo versucht, das Gemeinschaftsgefühl weiter zu stärken.

Auch sonst gab es unzählige Erfolge in Wettbewerben, Kooperationen mit externen Partnern wie beispielsweise der TUM in einem von InterRegio geförderten archäologischen Grabungsprojekt uvm.

Es bleibt der Blick auf die Zukunft: Vor neue Herausforderungen wird die Schule derweil gestellt durch eine erneute Raumnot bedingt durch das Anwachsen des Gymnasiums auf G-9 mit einer weiteren Jahrgangsstufe. So wiederholt sich denn die (Schul)Geschichte und erneut gibt es Pläne für einen Erweiterungsbau. Ursprünglich zweigeschossig über dem Verwaltungstrakt angedacht, wurde dieser Entwurf vom Kreistag abgelehnt und es bleibt zunächst bei einer eingeschossigen Überbauung mit der Aussicht auf weitere Baumaßnahmen an anderer Stelle am Schulhaus oder auf dem Schulgelände. Das Projekt wird nun zunächst europaweit ausgeschrieben und es gilt die architektonischen Entwürfe abzuwarten. Wir dürfen gespannt sein…

Neben diesen baulichen Herausforderungen bleibt noch die wachsende Bedeutung der Digitalisierung allgemein, speziell aber die der Künstlichen Intelligenz mit Chat-GPT und Co, die durchaus das Potential hat, Lernen und Lehren in den kommenden Jahren komplett zu revolutionieren. Auch am Staffelsee-Gymnasium Murnau wird sich also „Schule“ beständig weiterentwickeln, an neue Gegebenheiten anpassen (müssen).

Dankbar allen gegenüber, die das Staffelsee-Gymnasium in den letzten 100 Jahren geprägt, gestützt und mit ihrem Herzblut, Enthusiasmus und unermüdlichen Engagement bereichert und gerade in den Anfangsjahren am Leben erhalten haben, die jahrzehntelang Schule gemeinsam gemacht haben, ist es nun aber an der Zeit, das Erreichte, unsere Schulgemeinschaft als Ganzes zu feiern, zugleich aber positiv in die Zukunft zu schauen, um die Geschichte des SGM schließlich an anderer Stelle, in ebendieser Zukunft, fortzuschreiben. Auf die nächsten 100 Jahre…

Abb. Frankreichaustausch nach La Réole; Besuch bei dortigen Bürgermeister
Abb. Für den Zeitraum 2023-2027 ist das SGM akkreditiert für Erasmus+
Abb. Auszeichnung als Umweltschule in Europa
Abb. Auszeichnung mit der Europaurkunde des Freistaats Bayern 2023 (Foto: Chr. Baier)
Abb. Blick vom Pausenhof Richtung Mensa (Foto: E. Kalb)
Abb. 100-Jahr-Logo nach einem Entwurf von Emma Riedl