Chemieexperimente im Wandel der Zeit

Chemieexperimente
im Wandel der Zeit

Von der Gründung unserer Schule im Jahr 1924 bis zum Schuljahr 1977/1978 war das Fach Chemie eine recht einseitige Sache: Die Lehrkraft experimentierte und die Schülerschaft sah zu.

Zunächst waren die Glasgeräte noch recht einfach: Man kam mit Reagenzgläsern, Bechergläsern und Erlenmeyerkolben aus. Die Glasgeräte für komplexere Experimente waren noch nicht genormt. Man musste sie irgendwie zusammenstückeln (Abb. 1, Abb. 2)

Im Jahr der Gründung unserer Schule wurde der Normschliff entwickelt. Dadurch war es möglich, Glasgeräte in Form eines Baukastensystems zusammenzustecken. Da Normschliffgeräte sehr teuer waren (und sind), verbreiteten sie sich in den Schulen erst nach dem 2. Weltkrieg (Abb. 3).

Abb. 4: Auszug aus dem Curricularen Lehrplan (Quelle: Amtsblatt des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, Teil 1, Sondernummer 14, 4.5.1977, München)

Aus Studien wusste man, dass Chemie zu den unbeliebtesten Fächern zählte. Daher hatte der Curriculare Lehrplan für Chemie, der ab dem Schuljahr 1977/78 in der 9. Jahrgangsstufe galt, eine äußerst interessante Neuerung: Die Schüler/-innen durften selbst experimentieren (Abb. 4). Die Experimente wurden mit vorwiegend einfachen Glasgeräten durchgeführt, die auch heute noch oft benutzt werden.

Ab etwa 2005 war ein neuer Trend zu beobachten, der schließlich den gesamten Chemieunterricht revolutionierte: Microscale-Experimente. Dabei werden nur geringe oder geringste Mengen an Chemikalien eingesetzt. Daraus erwachsen viele Vorteile: Die Gefährdung wird deutlich vermindert, weniger Chemikalien werden verbraucht, Abfälle werden minimiert, die Experimente können sehr schnell durchgeführt werden, auch in Jahrgangsstufen, in denen der Lehrplan keine eigenen Stunden zum Experimentieren ausgewiesen hat. So experimentiert man mit Zellkulturplatten und Petrischalen (Abb. 5). Auch die Destillation wurde vereinfacht (Abb. 6).

Um 2010 hielten Medizinprodukte Einzug (Abb. 7): Spritzen, Kanülen, Dreiwegehähne und Urinbeutel zum Transport von Gasen. Mit diesen genormten Systemen können schnell und kostengünstig auch komplexe Apparaturen aufgebaut werden. Aufgrund der Ausstattung mit Dokumentenkameras in den Chemiesälen können in dieser Form auch Demonstrationsexperimente am Beamer gezeigt werden.

Markus Opitz (Fachschaftsleiter für Chemie)

Abb. 7: Medizinprodukte im Chemieunterricht